04 Juli 2009

The next big thing

Am Mittwoch ist Schnitzeltag in der Spreebar. 5 €, wenn wir beim Zahlen den Namen des Arbeitgebers nennen. Wir sitzen draußen, auf Bierbänken, Timo, Henry und ich.
Wir essen und reden - über das Internet. Wir reden immer über das Internet. Erst gestern hab ich eine Reportage gehört im Radio über Computersucht und mich gefragt, ob ich wohl dazu gehöre... Wir reden drüber, wir verbringen den Großteil unserer Arbeitszeit dort und auch des Privatlebens.
"Die Frage ist doch", wenden wir uns Timo zu, der - langhaarig und verschlafen - an seinem Schnitzel mümmelt, "die Frage ist, ob du schon 'n Terabyte zu Hause hast."
"Ich hab' 160, das weiß ich", denke ich, sage aber nichts, während wir Timo beim - durch das Kauen rthythmisierten - Nachrechnen zuschauen.
Er hat. Aber auf mehrere Speichermedien verteilt. (Das war vor Monaten.)
Ich denke kurz an die kleinen Wohnungen der beiden, die von allerlei Internet-Gerätschaften dominiert sind.

"Kennt ihr eigentlich Youku?" - "Dot Com?", fragt Henry kauend und ich nicke. An dieser Stelle merke ich als Erzähler wieder einmal, wie schwer sich das Internet erzählen läßt. Dabei ist youku wirklich interessant. Es handelt sich um einen chinesischen youtube-Klon.
Nun, man kann über die Chinesen sagen, was man will (und viel ist ja auch schon gesagt worden...), aber im Umgang mit urheberrechtlich geschütztem Material sind sie eher lax. Also findet man auf youku kurz vor oder nach der Weltpremiere alle großen Hollywood-Filme mit chinesischen Untertiteln. Die Chinesen sind die wahren Piraten.
Ursula von der Leyen sollte den Zugang sperren lassen: Unter andrem ist dort auch der komplette Film "Lolita" von Stanley Kubrick aus dem Jahr 1962 zu sehen. Zensursula, Zensursula!

Das Schnitzel ist verputzt, ein paar Pommes liegen noch in ihrer Ketchup-Pfütze, wir stehen auf, um wieder online zu gehen.

Erst rauchen wir noch.
Timo zieht den neuen iPod aus der Tasche. "Oh, the next big thing", beten wir das "mobile internet device" an, aber Timo winkt ab.
"Nein, das sind Super8-Filme, die mein Opa gemacht hat." Und zusammen sehen wir uns eine kleinbürgerliche Hochzeit in einer sonnigen Kleinstadt an, wohl in der 60er Jahren. Man könnte es anhand der Garderobe der Damen bestimmen. Oder an den Autos. Damals hat noch keiner über das Internet geredet und keiner hatte einen Rechner zu Haus.
Wen interessierts? - Der Film ist ja nicht online. (Ähnliche Filme, die online sind hier.)


Fortsetzung folgt.

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